
Wider die digitale Entmündigung
Lehrkräfte fühlen sich beim Thema Digitalisierung meist außer Acht gelassen, und bemängeln die Art und Weise, wie Digitalisierung an Schulen umgesetzt werden soll. Der nordrhein-westfälische Philologenverband hat es sich nun zum Auftrag gemacht, dies in akademische Worte zu fassen und ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zeigen soll, dass digitale Medien nicht kausal mit Lernerfolg verknüpft seien.
Die Vorsitzende des Philologenverbands NRW, Sabine Mistler, fordert Offenheit und Transparenz gegenüber Lehrkräften. Die alleinige Ausstattung von Schulen mit Geräten und der Zwang, diese für digitale Angebote zu nutzen, sei nicht nur nicht zielführend, sondern es sei ebenfalls empirisch nicht belegt, dass das Angebot überhaupt zielführend sei. Man stelle sich vor, der Staat baut eine Autobahn und stellt Autos bereit, aber selbst die Fahrlehrer wissen nicht, wie man so ein Vehikel lenkt.
Ein Hauptkritikpunkt des Verbands ist, die treibenden Kräfte der Digitalisierung seien nicht bildungspolitische Zielsetzungen, sondern ökonomische Interessen und Steuerungsabsichten, Stichwort Datensammlung. So argumentiert Professor Karl-Heinz Dammer, die gelobte Individualisierung in der digitalen Welt habe nichts mit Subjektbildung zu tun, sondern eher mit der „selbstverantwortlichen Anpassung an Fremdsteuerung“.
Mehr in der F.A.Z.