„In unserer Gesellschaft läuft vieles falsch“
Flora, 9, fragt, „Mama, wie kann ich Politikerin werden?“
„Gute Frage. Dazu musst du erst kandidieren und dich dann von Leuten wählen lassen.“
„Hmm. Und muss ich dafür Mitglied einer Partei werden? Oder wie kommt sonst mein Bild an die Laternen?“
Nun ja, es passiert nicht häufig, aber – nein, man muss nicht Mitglied einer Partei werden, um für ein politisches Amt zu kandidieren. Das berühmteste Beispiel hierfür ist der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck (2012-2017), der während seiner Amtszeit parteilos war.
Dieses Jahr kandidierte Prof. Dr. Gerhard Trabert (65) in Mainz für den Einzug in den Bundestag. Er ist Arzt mit zahlreichen Auszeichnungen — Bundesverdienstkreuz (2004), Paracelsus-Medaille (höchste Auszeichnung der deutschen Bundesärztekammer), sowie Hochschullehrer des Jahres (2020) — sonst aber politisch unbekannt. Zwar trat er als Direktkandidat für die Linke an, keineswegs aber als Mitglied der Linken. Er habe auch bei einem Sieg nicht vorgehabt Parteimitglied zu werden. Somit wäre der Allgemeinmediziner aus Mainz auch allgemein ein “freier Abgeordneter“ im Bundestag geblieben – als Einziger.
Trotz Niederlage erzielte er ein erstaunlich hohes Wahlergebnis in seinem Wahlkreis: 12,7% (fast 25.000 Erststimmen). Als Unabhängiger spricht er trotzdem mit ebenso erstaunlicher Offenheit über den Wahlkampf und zahlreiche andere politisch relevante Themen.
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